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Überblick
Die wichtigsten Ausgrabungsbefunde
Der Palast B
Der Palast A
Die Tontafelfunde aus dem Palast A

Palast B: Bemaltes Gefäß aus Raum 6, vermutlich Import aus Mittelsyrien.  

Palast B: Bartfragment aus Stein von einer zusammengesetzten Figur, vermutlich Import aus Ebla.  

Schachtgrab mit reichem Inventar: Am linken Bildrand befand sich der senkrechte Einsteigeschacht, von dem eine seitliche Kammer zum Bestatten ausgehöhlt wurde; zwischen beiden ist ein Rest der trennenden Lehmziegelmauer erkennbar.  
Tuttul. Ausgrabungen in der Stadt des Gottes Dagan

Syrien, seit 1980

Palast B: Die starken Dachhölzer von Raum 12 in Fallage.

Der Palast B, ein abgebranntes Bauwerk im syrischen Stil aus dem 3. Viertel des 3. Jts. v. Chr.

Die Herrschergräber und mit ihnen vermutlich auch der zugehörige Palast wurden nach einer noch unbekannten Dauer ihrer Benutzung aufgegeben, in ihren oberen Bereichen abgerissen und planiert. Die sich darüber hinziehende Schicht einer Zwischennutzung steht vielleicht bereits in Verbindung mit einem Neubau, den wir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit als Palast interpretieren dürfen.

Seine Mauern waren aus Lehmziegeln errichtet und stellenweise mit Holz verstärkt. Aus Holz konstruierte Vorhallen umgaben den zentralen Hof 5, und in den meisten der Türdurchgänge fanden sich hölzerne Schwellen. Die reiche Verwendung von Holz an diesem Bauwerk ist auffallend. Man wird es aus der näheren Umgebung, vermutlich aus den literarisch überlieferten Uferwäldern der Flüsse bezogen haben. Allerdings wurden hier botanisch keine der erwähnten Pappeln, sondern Weide und Fichte oder Lärche festgestellt. Die Fülle des brennbaren Materials war schließlich die Ursache einer vernichtenden Brandkatastrophe in deren Verlauf die Lehmziegelwände völlig durchgeglüht wurden. Die Holzreste fanden sich zwar verbrannt, jedoch noch an ihrem Platz oder so wie sie - im Falle der Vorhallen und der Dachbalken - zusammengebrochen waren. So boten sich den Ausgräbern weitaus mehr Informationen über Bauweise und Konstruktionen als bei den üblichen Lehmziegeloder Steinruinen. Außerdem war das Hausinventar weitgehend an Ort und Stelle verblieben, da während des heftigen Brandes kaum etwas von den Bewohnern gerettet werden konnte. Der ausgebrannte Palast B ist dadurch eine der wichtigsten und am besten abgesicherten Quellen aus dem alten Tuttul.

In den Grabungsflächen wurde allerdings nur ein Teil des Bauwerkes mit einem Abschnitt an der westlichen Außenmauer freigelegt. Im Norden und im Osten erstreckt es sich weiter in den noch unausgegrabenen Teil des Zentralhügels, wogegen die südliche Begrenzung der Hangerosion zum Opfer gefallen ist. Hier erkannten wir noch einen gekiesten Freiraum 2, zu dem von einer unteren Ebene 1 eine Treppe mit sieben Kalksteinstufen den Hang heraufführte. Unterhalb davon könnte es einen Eingangsbereich mit einem Tor gegeben haben, der jedoch keine Spuren mehr hinterlassen hat. Vom Freiraum 2 gelangte man dann nördlich in den Raum 3 und vermutlich auch zum Raum 4. Beide öffneten sich mit einer Tür zu der südlichen Vorhalle des Hofes 5. Dieser bildete den Kern des bisher bekannten Bautraktes. Auch seine westliche wie seine östliche Wand war mit einer Vorhalle versehen, und es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß es eine solche auch im Norden gab. Der mittlere, unbedachte Abschnitt des Hofes war mit einer kräftigen Kieslage bedeckt, die von den Lehmfußböden unter den Dächern durch horizontal gelegte Baumstämme abgegrenzt wurde. Die östliche Vorhalle war wesentlich tiefer als die beiden anderen und deutet damit auf ihre vorrangige Position hin. Tatsächlich führt durch sie der Zugang zu dem Hauptraum 12 des bisher freigelegten Bereiches. Seine Eingangswand ist besonders dick, die Tür ist breiter als alle anderen Durchgänge, und sie ist mit einer sehr sorgfältig gearbeiteten gestuften Schwelle aus weißem Kalkstein versehen. Auch wenn der Raum selbst nur in Teilen ausgegraben ist, so zeigt eine quadratische Kalksteinbasis mit den Resten eines großen Pfostens, daß er vergleichsweise groß war und sein Dach durch Abstützung gesichert werden mußte. Die Dachbalken, die sich noch in Fallage auf dem Fußboden befanden, waren erheblich stärker als in den anderen Räumen. In der Vorhalle, links der Tür war ein hölzernes Regal zusammengebrochen, auf dem einst eine große Menge einfacher Keramikschalen von gleicher Form und Größe gestapelt standen. Sie waren hier vermutlich zur Bewirtung von Gästen bereitgestellt. Im gekiesten Bereich des Hofes standen mehrere, in flache Gruben eingetiefte große Keramikbehälter, und in den Vorhallen sowie in den Räumen 3 und 5 waren weitere - allerdings etwas kleinere -Keramikgefäße zusammengebrochen. In einigen von ihnen fanden sich noch verkohlte Getreidereste. Diese Befunde zeigen, daß der Hofbereich zur Vorratshaltung und Verteilung kleinerer Mengen von Feldfrüchten und vielleicht auch anderer Produkte gedient hat und der Saal 12 von dem zuständigen Beamten zur Repräsentation und Bewirtung von Gästen genutzt wurde.

Einen zweiten kleineren, jedoch ähnlich gebauten Raum 6 gab es auf der Westseite des Hofes. Er hatte ebenfalls eine Mittelstütze und Nebenräume auf beiden Schmalseiten. Von ihnen sind nur die südlichen ausgegraben. Über Raum 7 waren die Räume 3 und 8 (? - letzterer vielleicht nur ein Abschnitt des Hofes) erreichbar. Interessanter sind jedoch die beiden Badezimmer Raum 9 und 10, die jedes an der Außenmauer mit einer fein verputzten Bank ausgestattet waren. Diese hatte in der Mitte eine Rinne, über die eine Entwässerung durch die Außenwand in das geböschte Vorfeld des Bauwerks erfolgte. Ein weiter südlich anstoßender Raum war leider so schlecht erhalten, daß sich seine Position im Gesamtgrundriß nicht erkennen ließ. Die von hier nach Südosten ausgehende Rohrleitung könnte jedoch auch in diesem Fall an einen Naßraum denken lassen. Die Räumlichkeiten westlich des Hofes sind jedenfalls denen östlich von ihm deutlich untergeordnet. In den Räumen 6 und 7 fanden sich zerbrochene Gefäße und Getreidereste. In Raum 6 wurden darüber hinaus zwei wichtige Keramikfunde geborgen, die wohl beide als Importstücke zu gelten haben. Aus Zentralsyrien kommt das schöne bemalte Gefäß (Abbildung rechts) und von viel weiter her, vermutlich aus Anatolien, der fragmentarische «depas amphikypellon», ein zweihenkliger Becher, dessen berühmteste Parallelen schon seit langem aus Troja bekannt sind.

Schließlich ist noch ein skulptiertes Steinbruchstück mit Resten eines Bartes zu erwähnen, das eindeutig aus dem nördlichen Schutt des Palastes B stammt und engste Parallelen unter den Funden aus dem zeitgleichen Palast G im zentralsyrischen Ebla hat. Es handelt sich um vorgefertigte Einzelteile von hoher Qualität, aus denen Menschenfiguren auf einem Kern zusammengefügt wurden. Als Herkunftsort dieses Einzelstückes in Tuttul darf man mit ziemlicher Sicherheit Ebla annehmen. Enge Kontakte mit jener Stadt zeigen sich ja auch in der schriftlichen Überlieferung aus Ebla.

Palast B ist aber auch durch seinen Grundriß, die mit einer Treppe überwundene Hanglage und die angewandte Bautechnik unter reicher Verwendung von Holz mit dem Palast G von Ebla eng verbunden. Wie wir gesehen haben, ist der bisher ausgegrabene Bautrakt von untergeordneter Bedeutung. Der zentrale Bereich ist noch im Innern des Ruinenhügels verborgen. Mit Sicherheit werden sich dort auch Inventare höheren Wertes befinden, und es würde in der Tat überraschen, wenn darunter nicht auch Tontafeln wären, wie sie das Archiv in Ebla in großer Fülle enthielt.

Für die Geschichte von Tuttul könnte es von Interesse sein, daß dieser Palast mit einer ausgeprägten syrischen Bautradition und einer deutlichen Beziehung zu Ebla auf die oben beschriebenen Herrschergräber folgt, deren einzige annähernde Parallele nach Südmesopotamien weist. Bei einer Fortsetzung der Arbeiten in den Anschlußflächen sind hierzu noch aufschlußreiche Ergebnisse zu erwarten.

Wirtschafts- und Produktionsgebäude mit Pfeilermauer westlich des Palastes B

Bereits vor der Brandkatastrophe im Palast B war in dessen westlichem Vorfeld ein öffentliches Gebäude ganz anderer Funktion errichtet worden. Es ist bisher erst in einem östlichen Teilbereich untersucht. Dort fand sich eine starke, mit Pfeilern versehene Außenmauer, an welche innen schwache, nur einsteinige Wände anstießen. Obgleich bereits bei der Gründung erhebliche Fehler gemacht wurden und schon bald schwerwiegende Baumängel auftraten, überlebte das «Pfeilergebäude» den Palast B für eine längere Zeit. Die Außenmauer neigte sich stark nach Westen und verdrückte dabei die Innenwände. Auch vorgemauerte Stützen konnten dies nicht verhindern. Tonverschlüsse mit reichsakkadischen Siegelabrollungen und andere Kleinfunde datieren die Folge seiner Umbauphasen. Insbesondere kleine Öfen zum Brennen von Tonfiguren und Gefäßen, aber auch einige kleine Brotbacköfen vom tannur-Typ zeugen von den Aktivitäten, die hier stattgefunden haben. Genaueres wird erst eine weitere Freilegung dieser fundreichen Anlage erbringen. Sie erstreckt sich über den südwestlichen Abhang des Zentralhügels, wo bei besonders günstigen Licht- und Feuchtigkeitsverhältnissen die Mauerzüge als Verfärbungen an der Oberfläche erkennbar sind.

Gräber wohlhabender Bürger

Im Bereich über dem Verfallschutt des Palastes B fanden sich zahlreiche Gräber. Es handelt sich hier um die Bestattungen einer wohlhabenden Bevölkerung aus der Zeit, als das Pfeilergebäude noch bestand. Das Ausgangsniveau der Gräber war leider durch die Hangerosion zerstört. Daher wissen wir nicht, ob sie sich in einem Freiraum oder innerhalb von Häusern befanden. Ihre Anlage war vergleichsweise aufwendig: Zunächst wurde ein tiefer senkrechter Schacht ausgehoben und dann an dessen Sohle in der Seitenwand eine ovale Kammer ausgehöhlt. Hier wurde der Tote in der traditionellen Hockerstellung niedergelegt. Er war mit seinem Körperschmuck versehen, bekleidet und / oder in ein Tuch gehüllt. Wichtige Gegenstände für sein Leben nach dem Tode, wie eventuell Waffen oder ein Rollsiegel, hatte er bei sich. In jedem Fall wurde in der Nähe des Toten eine größere Anzahl von Tongefäßen für Getränke und Nahrung niedergestellt. Schließlich wurde die Totenkammer durch eine Lehmziegelmauer zugesetzt, und der Schacht wurde vermutlich verfüllt.

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