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Überblick
Die wichtigsten Ausgrabungsbefunde
Der Palast B
Der Palast A
Die Tontafelfunde aus dem Palast A

Grundriß der Herrschergräber.  

Herrschergräber: Blick von Norden; im Vordergrund das Mittelpodest im Raum 6 des darüber gelegenen Palastes B; in den Grabungsflächen im Hintergrund der Ort, wo Reste eines monumentalen Vorläuferbaus angeschnitten worden sind.  

Grabbau 5: Reste eines intarsienverzierten Möbelstückes nach der Freilegung; auch dort, wo die Einlagestückchen nicht erhalten waren, fand sich noch das schwarze Material von ihrer Unterlage, das auch zur Umrandung der einzelnen Dekorelemente gedient hatte.  

Goldschmuck aus Grabbau 4, Raum 1; die Nadel mit einem blattartigen Kopf diente zum Zusammenstecken des Gewandes.  
Tuttul. Ausgrabungen in der Stadt des Gottes Dagan

Syrien, seit 1980

«Anten-Tempel»: Blick von Osten; im Hintergrund Teile der Stadt Raqqa.

Aus der Fülle der bisherigen Grabungsergebnisse sollen hier einige von besonderem Interesse etwas ausführlicher vorgeführt werden. Sie stammen alle vom Zentralhügel der altorientalischen Stadt, dem Sitz der politischen und der göttlichen Macht. Unsere Darstellung folgt dabei dem Lauf der Geschichte, indem wir mit den bisher ältesten Bauresten beginnen. Diese sind allerdings bisher nur auf einer kleinen Fläche im südwestlichen Bereich angeschnitten worden, und sie erlauben lediglich sehr eingeschränkte Schlußfolgerungen.

Reste eines öffentlichen Gebäudes

Als ältestes fand sich ein nahezu vollständiger Raum mit einer angebauten, einseitig genischten Mauer. Die Stärke und die Qualität des Mauerwerkes läßt keinen Zweifel daran, daß wir hier ein öffentliches Gebäude in zwei erkennbaren Bauphasen angeschnitten haben. Seine Funktion ist aus den geringen Resten nicht zu erschließen, allerdings ist mit Blick auf die lokale Tradition die Beziehung zu einem Palastareal am wahrscheinlichsten. Die zugehörigen Keramikscherben sin dem bisher ältesten frühdynastischen Repertoire von Tall Bi'a zuzuweisen, sind jedoch mangels Parallelen noch nicht genauer in das kulturelle Beziehungssystem der Region einzuordnen.

Grabbauten der Herrscher von Tuttul

Nachdem das erwähnte größere Bauwerk aufgegeben, verfallen und eingeebnet worden war, entstand darüber eine Gruppe von Anlagen aus Lehmziegeln, die sich als oberirdisch errichtete Grabbauten erwiesen.106 Sie gründen ebenerdig auf einer hellen, sandigen Planierschicht und waren sowohl innen wie außen verputzt, wobei innen oft noch die weiße Farbe der Wände und des Estrichs erhalten war. Die auf Abbildung 163 dargestellten Grundrisse zeigen im mittleren Bereich zwei ganz gleich organisierte dreiräumige Anlagen, von uns als Grabbau 3 im Osten) und 4 (im Westen) bezeichnet, jeder Bau mit den Räumen 1 bis 3. Der mit Lehmziegeln zugesetzte Eingang lag im Osten. Er führte in einen mittleren schmalen Raum, der in seinem hinteren, westlichen Teil Türen nach Norden und nach Süden besaß. Die nördliche Tür war in beiden Fällen die breitere, was auf einen hervorragenden Rang des über sie zu erreichenden nördlichen Raumes hinweist. Dieser war in der Tat im Grabbau 4 auch durch seine besondere Größe hervorgehoben und in Grabbau 3 mit je zwei etwa 1,10 bis 1,20 m über dem Fußboden beginnenden 40 cm breiten Nischen in den Längswänden ausgestattet. Während der Grabbau 4 ganz aus Lehmziegeln erbaut war, hatte der 10,80 x 8,40 m große Bau 3 einen 40 bis 50 cm hohen Sockel aus grob zugehauenen flachen Kalksteinblöcken und sein Fußboden einen Unterbau aus plat-tenförmig zugeschlagenem Kalkstein. Die Türschwellen waren mit dem Sockel zusammen aufgemauert und lagen entsprechend hoch über dem Estrich, was bei einer häufigen Begehung mit Sicherheit hinderlich gewesen wäre. Über dem Steinsockel waren die Wände aus Lehmziegeln aufgebaut. Fußboden und Wände waren mit einem dünnen Lehmschlag versehen und weiß verputzt. Im Norden, dicht an der Grabungsgrenze wurden zwei weitere separate Baueinheiten (Grabbau 1 und 2) angeschnitten, die östliche nur mit ihrer südlichen Mauerkante, die westliche mit einem Teil ihres südlichen Raumes. Ganz im Süden lag östlich der einräumige, zweitürige, aus Stein erbaute Grabbau 5, dessen westlicher Eingang durch eine letzte Anlage (Grabbau 6) zugesetzt wurde. Dabei blockierte diese auch den schmalen Gang zwischen Grabbau 3 und 4. Grabbau 6 ist der größte von allen und ebenfalls dreiräumig mit einer besonders breiten Tür zum nördlichen Zimmer. Allerdings war der südliche Raum weitgehend durch die Hangerosion zerstört.

Die Funktion der Anlagen als Grabbauten ergibt sich vor allem aus dem Inventar. Fast alle Räume enthielten eine große Menge von dicht neben- und übereinander stehenden Tongefäßen. Dazu kamen Perlen, Gewandnadeln und anderer Körperschmuck sowie die Reste von hölzernen Möbelstücken mit Intarsienverzierung.

Dazwischen verstreut lagen die Knochen zahlreicher Menschen und in geringerer Menge auch Tierknochen. Auffallend ist, daß die Möbelreste mit Einlagen sich nur in den nördlichen Hauptzimmern der Grabbauten 3 und 6 sowie in Grabbau 5 fanden und daß die einzigen goldenen Schmuckstücke im Nordraum von Bau 4 und in Grabbau 5 zu Tage kamen. Hier war wohl stets die Hauptperson bestattet, allerdings wurden dort auch andere Individuen beigesetzt.

Das Durcheinander in den Räumen ist die Folge einer Beraubung. Diese geschah durch Mauerbreschen in den Seitenwänden. Zwei von ihnen ließen sich bei der Ausgrabung erkennen. Die eine führte von Osten in den nördlichen Raum des Grabbaus 3, die andere von Westen ebenfalls in den Nordraum des Grabbaus 4. Dies scheint darauf hinzudeuten, daß die Grabräuber sehr wohl wußten, wo die wertvollsten Funde zu erwarten waren. Es kann also keine allzu lange Zeit seit der letzten Belegung der Gräber vergangen gewesen sein. Außerdem ist es sicher, daß damals die Dächer noch intakt waren, denn die Räuber konnten die einzelnen Räume noch durch die Innentüren betreten. Immerhin darf man davon ausgehen, daß es damals keine ausreichende Aufsicht zum Schutz der Gräber mehr gegeben hat. Vielleicht ist dies ein Hinweis auf einen Wechsel in der herrschenden Dynastie.

Die Anlagen der Herrschergräber von Tuttul sind bisher einzigartig in Mesopotamien. Allenfalls kann man ihre Grundrisse mit einigen der sogenannten «Königsgräber» im Friedhof von Ur im Südirak vergleichen. Dort ist die Sitte der Gefolgschaftsbestattung eindeutig belegt: den Angehörigen des Herrscherhauses war ihre Dienerschaft in den Tod mitgegeben und gleichzeitig mit ihnen bestattet worden. Ob ähnliches auch in Tuttul vorliegt, ließ sich anhand der gestörten Befunde nicht überprüfen. Wir dürfen jedoch noch hoffen, in den nicht ausgegrabenen nördlich (und östlich?) anstoßenden Flächen auf besser erhaltene Gräber zu treffen. Zwei weitere Anlagen sind im Norden ja bereits angeschnitten worden.

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