Irak, 1912-1913
Vor allem wegen der zahlreichen Euphratstauseen sind Überschwemmungen bis zum Fuß der Ruine seit geraumer Zeit undenkbar, und das Gesundheitsproblem ist damit weitgehend beseitigt. Im Zeitalter motorisierter Transportmittel gestalten sich die Lebensumstände auch sonst einfacher, so daß inzwischen 40 Grabungskampagnen durchgeführt werden konnten.
Den Anfang machte im Winter 1912/13 eine Expedition der Deutschen Orient-Gesellschaft, nachdem bereits bei Gründung der DOG Warka neben Babylon und anderen Ruinen als Forschungsobjekt in Aussicht genommen worden war. Der Erste Weltkrieg verhinderte jedoch zunächst eine Fortführung. Erst 1928 konnten die Arbeiten fortgesetzt werden, wobei allerdings die DOG nicht mehr als Finanzier und Auftraggeber fungierte, sondern diese Rolle der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft (später: Deutsche Forschungsgemeinschaft) überließ. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges fanden so 11 Grabungskampagnen statt, von 1956 bis heute weitere 28 Kampagnen. Seit 1956 ist das Deutsche Archäologische Institut, Orient-Abteilung - Außenstelle Baghdad die lizenzhaltende Institution.
Obwohl diese langjährigen Grabungen bei weitem nicht die Stadt Uruk insgesamt erfassen konnten, wurden doch zahlreiche bedeutende Bauwerke erforscht: im Zentrum der Stadt der bis ins 5. Jt. v. Chr. zurückreichende Heiligtumsbereich, die im frühen 3. Jt. v. Chr. zuerst errichtete Stadtmauer, im Westen des Stadtgeländes der große Palast des altbabylonischen Königs Sinkaschid (ca. 1865-1833 v. Chr.) und im Osten Häuser der seleukidischen und parthischen Zeit (4. Jh. v.Chr.-3. Jh. n.Chr.) sowie der kleine parthische Gareus-Tempel. Insbesondere für die Kenntnis architektonischer Grundzüge der genannten Zeiten, aber auch durch umfangreiche Tontafelfunde aus verschiedenen Perioden - von den Anfängen der Schrift Verwendung am Ende des 4. Jts. v. Chr. über die altbabylonische bis zur neubabylonischen und seleukidischen Zeit - erbrachten die Grabungen in Uruk grundlegend Neues.