Irak, 1907-1911
Architekturschmuck und aramäische Inschrift aus Hatra
Den Expeditionsmitgliedern der DOG-Untersuchungen in Hatra war bewußt, daß ihre Ergebnisse nur durch Ausgrabungen zu vervollständigen sein würden. Erst der irakische Antikendienst hat diese Aufgabe seit 1951 in Angriff genommen. Heute sind die Hauptgebäude des Stadtzentrums nicht nur freigelegt, sondern auch zu einem großen Teil restauriert und ergänzt. Einzelne Heiligtümer der Zentralanlage wurden ausgegraben, darunter der sogenannte «hellenistische» «Schamasch»-Tempel im östlichen Vorhof, ein Bauwerk mit doppelter laufender Säulenstellung (Peripteros), das weitgehend wieder aufgebaut wurde. Tatsächlich war dieser Tempel dem Gott Maran geweiht. Maran, der dem Schamasch gleichzusetzende Sonnengott, bildet mit seiner Gemahlin Mar-tan, einer Mondgöttin, und deren Sohn Bar Maren (etwa Apollo oder Dionysos) die Trias der Hauptgötter von Hatra. Darüber hinaus wurden in den Wohnvierteln Heiligtümer untersucht, wobei auch Wandmalereien entdeckt wurden.
Eine große Bereicherung bedeuteten die zahlreichen Zeugnisse der Bildhauerkunst Hatras in Form von freistehend gearbeiteten Plastiken, darunter vor allem prachtvolle Statuen von Herrschern und deren Gemahlinnen, gekleidet in Kaftanen und sogenannten Reithosen, oft versehen mit hohen Mützen oder mit lockigen Haaren und Barten geschmückt. Zahlreiche weitere Inschriftenfunde erhöhten die Bedeutung Hatras für die Epigraphik. Soviel auch immer noch zu tun bleibt, alle heutigen und künftigen Aktivitäten, die noch lange nur Schritte auf dem Weg zur Klärung der Geheimnisse Hatras darstellen, werden sich stets der vom Assur-Expeditions-Team geleisteten Grundlagenarbeit bedienen können.