Irak, 1978-1980
Grabungsfläche von Tall Ahmad al-Hattu, Hügel B, mit der Nekropole
In den Jahren 1978-1980 beteiligte sich die Deutsche Orient-Gesellschaft an internationalen Rettungsgrabungen im ungefähr 160 km nordöstlich von Baghdad und unmittelbar westlich der Diyala gelegenen Nahrīn-Tal (Hamrīn-Becken). Hier ist inzwischen ein Stausee entstanden, der einen Großteil der dort vorhandenen, ca. 80 Siedlungsruinen aus mehr als acht Jahrtausenden überflutete.
Die Erforschung der Region versprach zum einen neue Erkenntnisse über großräumige interkulturelle Kontakte, weil sie einst Teil jener Handelsroute war, die das südliche Zweistromland mit den Gebieten Mittelasiens verband und auch als «Khorasanroute» oder «Seidenstraße» bezeichnet wird. Zum anderen waren angesichts eines stets agrarwirt-schaftlich geprägten Umfeldes und überwiegend dörflicher Siedlung s strukturen Einblicke in das Leben vergangener ländlicher Gemeinschaften, abseits der großen Metropolen Babyloniens, zu erwarten. Hier bot sich, in Fortsetzung des frühgeschichtlichen Forschungsschwerpunktes der DOG in Syrien, vor allem eine Untersuchung von Siedlungen des ausgehenden 4. und frühen 3. Jts. v. Chr. an.
Die Wahl fiel deshalb auf Tall Ahmad al-Hattū und seine Umgebung, wo in einem Areal von ca. 900 x 600 m sechs an einem ehemaligen Wadi gelegene Siedlungsplätze festgestellt wurden. Zwei der Siedlungsruinen gehören den Anfängen der Frühdynastisch I-Zeit (um 3000 v.Chr., Hügel A und B) an, ein anderer der Mittleren Uruk-Zeit (ca. 3400-3200 v. Chr., Hügel C), während die restlichen drei Siedlungen (D-F) erst in sasanidischer Zeit entstanden. Die Ausgrabungen konzentrierten sich auf die drei erstgenannten Ruinen.