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Quelle: Deutsche Orient-Gesellschaft
Anschubfinanzierung für Forschungsprojekt an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Neuentdeckte sabäische Inschrift aus dem Almaqah-Tempel bei Wuqro (Südosttigray). Copyright: DAI (Pawel Wolf).
Mit einer Anschubfinanzierung fördert die Deutsche Orient-Gesellschaft die digitale Erschließung von äthio-sabäischen Inschriften, die unter der Leitung von Prof. Dr. Norbert Nebes, Friedrich-Schiller-Universität Jena, durchgeführt wird. "Mit dieser Anschubfinanzierung will die Deutsche Orient-Gesellschaft nicht nur ein wissenschaftlich hochkarätiges Projekt unterstützen, sondern auch die große kulturhistorische Bedeutung der altsüdarabischen Schriftüberlieferung unterstreichen.", erläutert Prof. Dr. Markus Hilgert, der Vorsitzende der Deutschen Orient-Gesellschaft.
Die bislang bekannten äthio-sabäische Inschriften stammen aus dem Gebiet der heutigen Provinzen Akkele Guzay in Eritrea und Tigray in Äthiopien. Es handelt sich ausschließlich um Steininschriften, wobei sowohl bearbeiteten Steinblöcke unterschiedlicher Funktion als auch Graffiti vorliegen. Wie auch die anderen Zeugnisse der materiellen Kultur weisen diese schriftlichen Denkmäler eine hochgradige Ähnlichkeit mit der im Süden der Arabischen Halbinsel zeitgleich bezeugten sabäischen Kultur auf. Sowohl die Schrift als auch die Sprache der Inschriften ist Sabäisch, obgleich sich eine Reihe lokaler Besonderheiten feststellen lässt. Die frühesten schriftlichen Zeugnisse können mit hoher Wahrscheinlichkeit in das 7. Jh. v. Chr., möglicherweise auch etwas früher, datiert werden.
Für eine systematische Bearbeitung des Corpus ist die Erstellung einer elektronischen Datenbank der Inschriften erforderlich. Auf diese Weise kann das Corpus nicht nur für eine weitere epigraphische Analyse gemäß den heutigen technischen Möglichkeiten aufgearbeitet werden, sondern auch für die Kollegen aus der Archäologie leicht zugänglich gemacht werden. Für diesen Zweck sollen auch Übersetzungen der Inschriften in die Datenbank aufgenommen werden. Durch die jederzeit leicht durchführbare Aufnahme neupublizierter Inschriften in die Datenbank sowie die laufende Einarbeitung von Ergänzungen und Korrekturen wird die Datenbank auf dem neusten Stand der Forschung gehalten. Eine derartige Konvertierung eines Inschriftencorpus wurde an der Friedrich-Schiller-Universität Jena bereits für das sabäische Textmaterial vorgenommen und erweist sich dort als für Forschungsarbeiten sehr effektiv. Die Digitalisierung der äthio-sabäischen Texte soll nach dem bereits ausgearbeiteten Muster der Datenbank der sabäischen Texte erfolgen.
Der wesentliche Teil des Materials trat in den 50er bis 70er Jahren des 20 Jh. bei den zahlreichen archäologischen Grabungen und Surveys zutage, die das Äthiopische Archäologische Institut in Zusammenarbeit mit französischen Wissenschaftlern durchführte. Dieses Material wurde zusammen mit den schon im 19 Jh. und Anfang des 20 Jh. bekannt gewordenen epigraphischen Funden von E. Bernand, R. Schneider und A. J. Drewes zusammengetragen und 1991 im Recueil des inscriptions de l`Éthiopie des périodes préaxoumite et axoumite publiziert. In den Folgejahren kamen neun weitere Inschriften und Inschriftenfragmente hinzu: ein von R. Schneider in Semitica 49 (1999) publiziertes Fragment, drei von St. Weninger in Aethiopica 10 (2007) bearbeitete Texte sowie fünf von N. Nebes in der Zeitschrift für Orientarchäologie 3 (2010, im Druck) veröffentlichte Inschriften. Von den bis heute publizierten 188 Texten und Textfragmenten kommt eine besondere Bedeutung den von den Herrschern gesetzten Inschriften zu, die die politische Organisation im 1 Jt. v. Chr. im äthiopischen Hochland beleuchten. Dieser Gruppe umfasst 16 Nummern, wenngleich einige weitere kleine Fragmente auf Grund der für die Herrscherinschriften charakteristischen Lexik ebenfalls zu dieser Gruppe gerechnet werden können. Bei 44 Nummern handelt es sich um von Privatpersonen gesetzte Dedikationen, welche wertvolle Informationen über die religiösen Vorstellungen der Bewohner von D‘MT enthalten. Das bisher umfangreichste Material für eine Untersuchung bilden die über 120 bezeugten Eigennamen. Dabei handelt es sich zum einen um innerhalb längerer Texte vorkommende Namensformen, zum anderen bestehen 77 Nummern lediglich aus Eigennamen. Es kommen sowohl allein stehende Namen als auch als kurze Filiationen nach dem Schema „X Sohn von Y“ vor. Eine kleine Gruppe von Texten bilden die Götteranrufungen, die lediglich aus einem Götternamen und dem Verbum lyhw oder lthw bestehen. Die verbleibenden Inschriften sind entweder keiner Gattung eindeutig zuzuordnende Fragmente oder enthalten lediglich vereinzelte Buchstaben.
Das bislang publizierte Textmaterial wird in die Datenbank in transkribierter Form aufgenommen. Die Inschriften sollen möglichst nach Gattungen geordnet werden. Jede Nummer ist mit Angaben zu Fundort, Beschaffenheit des Schriftträgers, sowie Kommentaren zu Schriftduktus etc. zu versehen. Zudem wird eine vollständige Liste der relevanten Literatur erstellt. In der Datenbank sind zudem lexikalische Kommentare zu hinterlegen. Beispielsweise sind für abgeleitete Formen die zugehörigen Wurzelradikale bzw. Grundform zu verzeichnen. Diese Informationen sollen das Auffinden der Parallelstellen vereinfachen. Die systematische Darstellung des Corpus wird eine schnellere Einbettung von Neufunden in den richtigen Kontext ermöglichen. Dies wird nicht nur die Interpretation Letzterer vereinfachen, sondern auch der inhaltlichen Überprüfung und, wenn nötig, Revision unserer bisherigen Kenntnisse dienen.
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