Deutschland, 2022
Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg wurde 1874 gegründet und gehört zu den führenden Museen für Kunst und Design in Europa. In 14 Ausstellungsbereiche gegliedert, umfasst es über 500.000 Objekte aus verschiedenen Epochen – von der Antike bis in die Gegenwart. Dazu zählen Kunsthandwerk, Design, Mode, Fotografie sowie bedeutende kunst- und kulturhistorische Werke.
Ein zentraler Bestandteil des Museums ist die Antikensammlung mit über 6.000 Objekten – eine der wichtigsten in Deutschland. Innerhalb dieser Sammlung befindet sich auch eine umfangreiche altorientalische Sammlung, die bislang jedoch nur teilweise erforscht wurde.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts wurde diese Sammlung in den letzten Jahren intensiver untersucht. Erste Arbeiten begannen im August 2021. Eine zweiwöchige Forschungsphase im Frühjahr 2023 ermöglichte eine umfassende Sichtung und Dokumentation der Objekte. Dabei wurden 62 Rollsiegel, 99 Stempelsiegel und 23 Keilschriftobjekte erfasst und analysiert. Die Objekte stammen aus unterschiedlichen Epochen – von prähistorischer bis in sassanidische Zeit. Besonders aufschlussreich war der Zugang zu den historischen Inventarkarten des Museums. Diese gaben wertvolle Hinweise zur Herkunft der Objekte und halfen auch dabei, mögliche Fälschungen zu identifizieren – darunter interessante Beispiele aus dem 19. Jahrhundert.
In enger Zusammenarbeit mit dem Museumsteam und Forschenden weiterer Disziplinen werden zudem moderne Analysemethoden eingesetzt. So entstehen etwa 3D-Aufnahmen der Tontafeln. Auch naturwissenschaftliche Untersuchungen werden durchgeführt: Die Steine der Siegel werden mittels moderner Raman-Spektroskopie durch Dr. Stylianos Aspiotis (wissenschaftlicher Mitarbeiter am Mineralogischen Institut der Universität Hamburg) analysiert, während die Tonobjekte durch Riccardo Cameli Manzo, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) in Hamburg, weiter erforscht werden.
Ziel des Projekts ist es, die altorientalische Sammlung des Museums systematisch zu erschließen, neu zu bewerten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.