Blick in die Ausstellung - Rauminstallationen in Form einer „Zeitung“, Berlin 2019 (© Staatliche Museen zu Berlin ‒ Vorderasiatisches Museum, Foto: Olaf M. Teßmer).
Deutschland, 2019
Eine Studienausstellung des Vorderasiatischen Museum im Pergamonmuseum vom 5.11.2019 bis zum 31.12.2020
Das Moses Mendelsohn-Zentrum Potsdam, das Berliner Antike Kolleg und das Institut für Altorientalistik der Freien Universität Berlin führten vom 04.11. bis zum 06.11.2019 eine internationale Konferenz unter dem Titel „Der Babel–Bibel–Streit und die Wissenschaft des Judentums“ durch. Das Vorderasiatische Museum griff das Thema auf und lud seine Besucherinnen und Besucher dazu ein, sich an dem Diskurs zu beteiligen.
Am 13.1.1902 hatte Friedrich Delitzsch (1850–1922), Professor für Assyriologe an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität und Gründungsdirektor der Vorderasiatischen Abteilung der Königlichen Museen, vor Mitgliedern der Deutschen Orientgesellschaft und ihrem Protektor, Kaiser Wilhelm II., einen folgenreichen Vortrag gehalten. In seinen Ausführungen vertrat er die zur damaligen Zeit unerhörte These, dass die jüdische Religion und die Schilderungen des Alten Testamentes auf babylonische Vorlagen zurückzuführen seien. Weil der Altorientalist noch in zwei weiteren Vorträgen auf seinen Ansichten beharrte, kam es in der Folge zu einem heftigen Streit zwischen Theologen und Vertreten der noch jungen Altorientalistik. Die mitunter sehr polemischen Auseinandersetzungen führten zu einer enormen Popularisierung der deutschen Ausgrabungen in Vorderasien und insbesondere in Babylon. Feuilletons und Satirezeitschriften wetteiferten zugleich um die Gunst des Bildungsbürgertums, indem sie den akademischen Streit auf unterhaltsame Weise illustrierten.
Im Fokus der Ausstellung standen Friedrich Delitzsch und eine Auswahl der damals verfügbaren archäologischen und philologischen Quellen, die er in seinen Vorträgen über Babel und Bibel zur alttestamentlichen Textkritik zitiert hatte. Eingebettet in das gesellschaftspolitische Umfeld zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden auch die Vorgeschichte der Auseinandersetzungen, die Rolle der Zeitschriften bei der Meinungsbildung und die Rezeption des Streits in Kunst und Literatur skizziert.
Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die finanzielle Unterstützung der Deutschen Orient-Gesellschaft, des Einstein Centers Cronoi, der Staatlichen Museen zu Berlin und des Fördervereins Freunde der Antike auf der Museumsinsel e. V.
Literatur
Kontakt: Prof. Dr. Barbara Helwing (b.helwing@smb.spk-berlin.de)