Syrien, seit 1999
Der Grabungsbereich des Königspalastes von Qatna, Zustand 2009
Im Jahr 1994 wurden nach einer Unterbrechung von 67 Jahren die Ausgrabungstätigkeiten auf dem Tall Mishrife durch die Generaldirektion der Museen und Antiken (DGMA) in Damaskus wieder aufgenommen. Das Projekt wurde 1999 durch ein Kooperationsabkommen mit den Universitäten von Udine und Tübingen erweitert und steht nun unter der gemeinsamen Leitung von Michel Al-Maqdissi (Damaskus), Daniele Morandi Bonacossi (Udine) und Peter Pfälzner (Tübingen).
Das Ziel der deutschen Arbeiten, die sich auf den Westteil des bereits zwischen 1924 und 1929 von einer französischen Mission unter der Leitung von R. Comte du Mesnil du Buisson erstmalig freigelegten Palastes konzentrieren, ist es, genaue Angaben zur Datierung, Architektur und Funktion des Gebäudes zu erhalten. Die Erforschung der Konstruktionsabfolge und -technik der bis zum natürlichen Felsen hinabreichenden Fundamente sowie der Fund gut datierbarer Objekte wie Siegelabrollungen und Keramik erlauben es, Aussagen zu allen genannten Aspekten zu machen. Besondere Bedeutung kommt der Entdeckung von minoisch beeinflussten Wandmalereien sowie eines Archives aus der Zeit des Königs Idanda zu.
Letzteres datiert die Zerstörung des Palastes in die Zeit der Eroberung Syriens durch den hethitischen König Schuppiluliuma I., also ins 14. Jh. v. Chr. Die Texte, die von Thomas Richter (Frankfurt) bearbeitet werden, sind in einem Akkadisch abgefasst worden, das zahlreiche hurritische Bestandteile beinhaltet.
Der sensationellste Fund der Kampagne 2002 gelang im Rahmen einer deutsch-syrischen Kooperation im Norden des Palastes: Unter der Leitung von Heike Dohmann-Pfälzner (Tübingen) und Antoine Sulaiman (Damaskus) wurde die ungestörte Gruft der königlichen Familie ausgegraben.In den vier aus dem Felsen herausgeschlagenen Kammern wurden die Spuren aufwendiger Bestattungsrituale für die Angehörigen der königlichen Dynastie sowie zahlreiche Grabbeigaben gefunden.