Syrien, seit 1998
Die Ausgrabungen der DOG sind Teil des Forschungsprojektes "Die Urbanisierung Nordmesopotamiens im 3. Jtsd. v. Chr.", in dessen Rahmen verschiedene Aspekte der Stadtplanung und Stadtentwicklung untersucht werden. Schwerpunkte bilden dabei die Wohnviertelplanung, das Straßen- und Wegesystem und die Stadtzentrumsgestaltung.
Der Tall Mozan liegt nahe der türkischen Grenze zwischen den heutigen Städten Qamishli und Amuda in Nordost-Syrien. Das von der DOG seit 1998 unternommene deutsche Grabungsprojekt steht unter der Leitung von Prof. Peter Pfälzner, Universität Tübingen und wird von der DFG finanziert. Es findet innerhalb eines Kooperationsvertrages mit dem International Institute of Mesopotamian Studies, Los Angeles, statt, das seinerseits seit 1984 unter der Leitung von Giorgio Buccellati und Marilyn Kelly-Buccellati an Ort und Stelle Grabungen durchführt.
Das sich heute in der Topographie des Geländes abzeichnende Siedlungsgelände erstreckt sich über ein Gebiet von 130 ha und teilt sich in eine einen Hügel bildende zentrale Oberstadt mit einer massiven Stadtmauer aus Lehmziegeln und eine flache sich um die Oberstadt ziehende Unterstadt mit einer weiteren Ummauerung. Im Zentrum der Oberstadt lag ein Tempel (Bereich BA*), der auf einer massiven ca. 30 x 40m großen und mindestens 9,80m hohen Lehmziegelterrasse aufsaß, die von einer ovalen Begrenzung umgeben war. Eine monumentale Steintreppe führte von diesem Tempel hinunter in die Stadt und erreichte zunächst einen freien Platz südlich der Tempelanlage (Bereich B6). Wiederum südlich schließt sich an den Platz ein Wohnviertel an, das während der Akkadzeit aus kleinen sehr einfachen Lehmhäusern besteht (Bereich C2).
Im Verlauf des 3. Jtsds. v. Chr. verändert sich die Ausprägung der Stadt in einzelnen Bereichen. Im ehemaligen Wohnviertel südlich des weiterhin bestehenden großen zentralen Platzes entsteht in der Ur III-Zeit ein großes Wirtschaftsgebäude: wahrscheinlich ein Khan (Gebäude IX - sog. Puscham-Haus). In ihm wurde eine Anzahl von Türverschlüssen mit Siegelabrollungen gefunden, die Händler nennen und mit denen die genannten Händler ihre Waren im Gebäude versiegelten. In der Nachbarschaft dieses Gebäudes existieren die kleinen Wohnhäuser weiter.
Kontinuität bis ins zweite Jahrtausend hinein besitzen die Tempelterrasse (vom Tempel selber konnten nur Schichten aus der Mitte des 3. Jtsds. nachgewiesen werden), der große zentrale Platz, und der Khan. In dieser Zeit entstehen neue Wohnhäuser zwischen dem Platz und dem Khan. Sie sind räumlich ausgedehnter und besser gebaut als ihre Vorgänger des 3. Jtsds. Völlig aufgegeben wird die Stadt am Ende des 2. Jtsds. v. Chr.
Die Keramikabfolge aus den gegrabenen Schichten des Bereiches B6 und C2 ergab wichtige Erkenntnisse für die Keramikchronologie der Khaburregion des 3. und 2. Jtsds. vor Chr. Der Tall Mozan ist ein Beispiel für die kontinuierliche Besiedlung einer alten Stadtanlage über diesen gesamten Zeitraum hinweg.
Die amerikanischen Grabungen konzentrieren sich auf den westlichen Teil der Oberstadt. Hier wurden ein großes Magazin und weitere Teile des Königspalastes dieser Stadt ausgegraben, der in das 3. Jtsd. v. Chr. datiert werden kann.
*bereits vom amerikanischen Team in der Kampagne 1984 ausgegraben
Vorläufige Ergebnisse der Ausgrabungen sind in den folgenden Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft zu finden:
Außerdem:
P. Zick, Hurriter: Großmacht im Alten Orient, Bild der Wissenschaft 8 (2003) 66-71
Weitere Informationen und Neuigkeiten im Internet unter: