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Der Jordangraben mit dem Ruinenhügel von Jericho (Tall as-Sultan)  

Rundbastion von Jericho aus dem präkeramischen Neolithikum, 9. Jt. v. Chr.  
Die Ausgrabungen in Jericho

Palästinensischen Autonomiegebiete, 1907-1909

Der Ruinenhügel von Jericho am Abschluss der DOG-Grabung 1909.

Nach Beendigung seiner Ausgrabungen in Taanach (Tall Ticinnik, «Tell Taanak») am südlichen Rand der Ebene Jesreel suchte Ernst Sellin, Professor für Altes Testament an der Universität Wien, nach einem neuen Projekt. Bestärkt durch das günstige Urteil von H. Thiersch und G. Hölscher wandte er sich dem Tall as-Sultān zu, dessen Gleichsetzung mit dem biblischen Jericho bereits feststand.

Eine Probegrabung im Frühjahr 1907 brachte ermutigende Ergebnisse. Da aber seine Wiener Geldgeber die weitere Finanzierung der Grabung nicht übernehmen konnten, wandte E. Sellin sich auf Empfehlung von Friedrich Delitzsch an die DOG. Den größten Teil der Grabungskosten übernahm James Simon. Die Ausgrabungen auf dem mächtigen Siedlungshügel wurden in zwei Kampagnen vom 2.1. bis 8.4.1908 und vom 15.1. bis 2.4.1909 durchgeführt. Von Seiten der DOG wurden E. Sellin der Architekt F. Langenegger und der Archäologe C. Watzinger zur Seite gestellt. Bei der zweiten Kampagne nahm dann A. Nöldeke als Architekt teil. Gearbeitet wurde nicht nur - wie damals üblich - in langen Schnitten über den Teil, sondern auch in einer Flächengrabung im Zentrum des Hügels. Dabei wurden sowohl zwei große Mauersysteme an den Rändern erfaßt, als auch Teile der Wohnbebauung im Innern der Stadt freigelegt und zeichnerisch aufgenommen. Da die Prinzipien der Stratigraphie noch nicht hinreichend entwickelt waren, konnten die einzelnen Siedlungsschichten nicht immer eindeutig voneinander getrennt werden. Außerdem wurden wegen der noch unzureichenden Kenntnis der Keramiktypologie die verschiedenen Siedlungsschichten historisch falsch zugeordnet. C. Watzinger hat in einem späteren Aufsatz die Datierungen zwar berichtigen können, doch ist nicht zu übersehen, daß die Ergebnisse aus Mangel an Kenntnis über die Keramik nicht hinreichend chronologisch abgesichert waren.

In zwei großen Unternehmungen wurde die Erforschung Jerichos durch britische Archäologen später wieder aufgenommen und fortgesetzt. Von 1930 bis 1936 fanden Ausgrabungen auf dem Siedlungshügel unter der Leitung von John Garstang statt, und in den Jahren 1952 bis 1958 erforschte Kathleen Kenyon die Gräber im Umkreis von Jericho und die Siedlungsschichten des Teils. Mit diesen Ausgrabungen wurden die verschiedenen Befestigungssysteme neu datiert. Insbesondere wurde die Siedlungsgeschichte bis in die Epoche des Neolithikums und noch darüber hinaus zurückverfolgt.

Durch weitere Analyse der Keramik konnte die Siedlungsgeschichte von Jericho in Einzelstudien genauer bestimmt werden. Für die Spätbronzezeit hat P. Bienkowski die Siedlungsgeschichte dahingehend geklärt, daß der Teil nur bis zum Beginn des 13. Jhs. v. Chr. bewohnt war, danach setzt die Besiedlung erst wieder im 11. Jh. v. Chr. ein. Für die Eisenzeit haben Helga und Manfred Weippert93 an Hand der Keramik aus der deutschen Grabung die durchgehende Besiedlung ab dem 11. Jh. bis zu den babylonischen Eroberungen im frühen 6. Jh. v.Chr. nachweisen können. In hellenistischer Zeit wurde die Stadt dann ohnehin vom Teil in die Ebene verlegt, so daß sich für die späteren Epochen nur noch sporadische Siedlungsspuren gefunden haben.

Die beiden Unternehmungen der DOG in Palästina haben somit in unterschiedlicher Weise zu der weiteren Forschung beigetragen. Mit der baugeschichtlich orientierten Arbeit an den antiken Synagogen Galiläas wurde ein grundlegendes Werk geschaffen, das eindeutige Maßstäbe für die weitere Arbeit gesetzt hat, wenngleich die Folgerungen heute weitgehend überholt sind. Die Grabungen in Jericho gehören zu den frühen Unternehmungen, die wegen der Unzulänglichkeit der Grabungsmethoden und der Keramikbestimmung nur beschränkte Einsichten in die Siedlungsgeschichte des Hügels geliefert haben. Danach bricht die archäologische Tätigkeit der DOG in Palästina ab, die stratigraphischen Methoden wurden in diesem Teil Vorderasiens vor allem von den amerikanischen Ausgräbern G. A. Reisner, CS. Fischer und W. F. Albright entwickelt. Trotz ihrer Unzulänglichkeit in der Durchführung stellt die Grabung in Jericho unter der Leitung von E. Sellin aber eine Pionierarbeit dar, die ungeachtet zahlreicher Fehler die wissenschaftliche Erforschung Palästinas in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung wesentlich vorangetrieben hat.

Text: Volkmar Fritz

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