Jubiläumsband zu 125 Jahren Deutsche Orient-Gesellschaft: Zwischen Schwarzem Meer und Persischem Golf, herausgegeben von Joachim Marzahn und Dirk Wicke.
Im Juni 2023 feierte die Deutsche Orient-Gesellschaft (DOG) ihr 125-jähriges Bestehen. Der vorliegende Sammelband gibt einen Einblick in die Vereinsarbeit und Vereinsgeschichte, vor allem der letzten 25 Jahre. Ein besonderer Schwerpunkt bildet hierbei das Forschungsprojekt zur assyrischen Hauptstadt Assur – ein zentrales Anliegen der DOG in den letzten 20 Jahren. Angesichts des aktuellen Diskurses um das kulturelle Erbe und den Kulturgüterschutz in der Öffentlichkeit – hier insbesondere auch im Bereich des Nahen Ostens, – werden tagespolitische Aspekte des Kolonialismus und Orientalismus im Zusammenhang mit der Erforschung von Kultur und Geschichte des Vorderen Orients einen Raum finden.
2023. 200 S. mit etwa 120 Abb. 24 x 30 cm. ISBN 978-3-8053-5367-0. wbg Philipp von Zabern, Darmstadt.
Mitglieder der DOG können den Jubiläumsband (im Räumungsverkauf) zum ermäßigten Preis von 18 € zzgl. Portokosten über die Geschäftsstelle der DOG beziehen. Für Nicht-Mitglieder beträgt der Preis 36 € (zzgl. Portokosten).
Konstanz, 19. – 21. Juni 2025
Das 12. ICDOG, organisiert von S. Hauser und B. Pongratz-Leisten, wird sich dem Thema “Gelebte Religionen” widmen. Die Betonung liegt primär auf religiöser Praxis und wie diese zur Identitätsbildung, Zugehörigkeit und Zusammenhalt beiträgt. Der Fokus liegt auf dem Übergang von polytheistischen zu monotheistischen Religionen, um die grundlegenden sozialen und religiösen Veränderungen und deren Bedeutung für Individuen und Gesellschaft zu fassen. Diese Veränderungen betreffen einerseits den generellen Zugang und das Verhältnis zum Göttlichen, andererseits die Bedeutung der zunehmend intensiveren Auseinandersetzung mit differierenden Konzepten von Göttlichkeit für Identität und gesellschaftliche Kohäsion.
Im Alten Orient definierte sich das Individuum auf religiöser Ebene primär über die Ahnen, den persönlichen Schutzgott und die jeweilige lokale Stadtgottheit, die jeweils unterschiedliche Funktionen in verschieden Kontexten ausüben. Der Zugriff auf weitere Götter blieb dagegen meist Konfliktsituationen oder prekären Situationen vorbehalten, in denen eine bestimmte Gottheit aufgrund ihrer bestimmten Funktion und potenziellen Wirksamkeit angesprochen wurde. Dass private Religion und offizieller Staatskult im täglichen Leben eher nebeneinander existierten und sich nur in Momenten von Festen mit ihrem Öffentlichkeitscharakter überschnitten, zeigt sich in Texten wie in der materiellen Kultur.
Mit dem Verlust des indigenen Königtums in Mesopotamien und der Einbindung in die konsekutiven Großreiche der Achaimeniden und Seleukiden brach das über Jahrtausende bewährte Gerüst der Handlungseinheit von Gott und König zur Erhaltung der kosmischen und sozialpolitischen Ordnung zusammen. Die priesterlichen Eliten Babylons versuchten, die Zentralstellung der Stadt aufrecht zu erhalten, und die neuen persischen und makedonischen Herrscher an den Mardukkult zu binden. Auch die Priester in Uruk kreierten ein lokales Neujahrsfest mit der potentiellen Partizipation des Königs.
Lange schon hatten da allerdings verstärkte Handelsbeziehungen und freiwillige wie erzwungene Migrationen die religiöse Landschaft durch Einführung von neuen Gottheiten und Kulten verändert und differenziert. Schon im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. wurden Listen mit Gleichsetzungen von Göttern verschiedener Herkunft erstellt. In den Großreichen nahmen einerseits Synkretismen zwischen babylonisch-assyrischen, levantinischen, ägyptischen, iranischen und griechischen Gottheiten immer weiter zu. Andererseits stieg die Zahl der Kultgemeinschaften. Wie verhält sich der religiöse Pluralismus zur Individualisierung von Religion? Impliziert diese Komplexität die Möglichkeit zur individuellen Wahl?
Das Mensch-Gottesverhältnis verändert sich in den Mysterienreligionen und monotheistischen Religionen grundsätzlich. Die integrative Kraft von polytheistischen Religionen verliert an Attraktivität und die persönliche, individuelle Wahl gewinnt an Momentum. Was aber bedeuten diese religiös-politischen Dynamiken für erst das Nebeneinander und dann den Übergang von polytheistischen zu monotheistischen Religionen und ihrer Institutionalisierung? In unserem Kolloquium wollen wir die folgenden Fragen und Phänomene verfolgen:
Wir erwarten die folgenden Vortragenden: Celine Debourse, Lucinda Dirven, Ann C. Gunter, Johannes Hackl, Michael Jursa, Daniel G. König, Richard Payne, Beate Pongratz-Leisten, Joachim F. Quack, Rocío Da Riva, Jörg Rüpke.
Das Kolloquium beginnt am Donnerstagabend mit einem Abendvortrag und anschließendem Empfang. Am Freitag und Samstagvormittag sind drei Sektionen vorgesehen. Im Anschluss findet die Mitgliederversammlung der DOG statt. Bis auf den Abendvortrag, dessen Veranstaltungsort noch bekanntgegeben wird, findet die ICDOG in der Universität Konstanz statt. Weitere Informationen werden zeitnah verschickt. Das genaue Programm mit kurzen Abstracts der Vorträge soll im Frühjahr versendet werden.
Download der Einladung zum 12. Internationalen Colloquium der Deutschen Orient-Gesellschaft als PDF