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Abb. 1: Hindernisse auf dem Weg zum Surveyareal: Reste einer alten Eisenbahnbrücke

Abb. 2: Zwei Mitarbeiterinnen untersuchen Ausarbeitungen im anstehenden Fels  

Abb. 3: Im Innern eines neu entdeckten hellenistischen Felsgrabs  

Abb. 4: Das Surveyteam bei einem Besuch des römischen Ruinen in Tyros (von rechts nach links: Sebastian Schmitt, Aaron Schmitt, Helen Gries, Patrick Blasco, Karlotta Herbst, Evgenia Tachatou, Thomas Vetterling)  
Im Mutterland der Phönizier – Aktuelle Feldforschung im Südlibanon

Libanon, 2017

(von Aaron Schmitt und Helen Gries)

Große Teile der Küstenregion des libanesischen Staatsgebiets sind bis heute weitestgehend unerforscht. Grabungen wurden nur punktuell durchgeführt, Surveys fehlen nahezu vollständig und bilden deshalb ein besonders schmerzliches Desiderat, weil dieser Region im Altertum über die Jahrtausende hinweg eine bedeutende Rolle in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht zukam.

Besonders während des 1. Jahrtausends v. Chr. nehmen die phönizischen Städte Sidon und Tyros regional und überregional eine herausragende Stellung ein. Von dort aus brachen die Phönizier zu Reisen durch den gesamten Mittelmeerraum und darüber hinaus auf. Die Gründung von Niederlassungen auf der iberischen Halbinsel und entlang der nordafrikanischen Küsten legen beredtes Zeugnis darüber ab. Während man diese sogenannten „Kolonien“ stellenweise gut erforscht hat, fehlen Befunde aus dem phönizischen Mutterland fast vollständig.

Mit dem 2017 begonnenen, von der Deutschen Orient-Gesellschaft ko-finanzierten Survey- und Grabungsprojekt im südlichen Küsten- und Hinterland von Sidon soll sich diese Schieflage in der Forschung nun verändern. Das internationale Team des „Zahrani Regional Project“ (benannt nach dem größten Fluss der Region) wird aus einer deutsch-englisch-libanesischen Kooperation gebildet. Die Projektleitung liegt bei Helen Gries (VAM Berlin), Hélèlen Sader (American University Beirut) und Aaron Schmitt (JGU Mainz). Kamal Badreshany (Durham University) übernimmt die naturwissenschaftlichen Analysen im Rahmen des Projekts.

Im Spätsommer 2017 wurde die erste Surveykampagne erfolgreich durchgeführt. Dabei lag der Schwerpunkt auf der unmittelbaren Umgebung von Tell el-Burak, einer phönizischen Siedlung, die seit 2001 von einer deutsch-libanesischen Grabungsmission erforscht wird. Darüber hinaus konnte unter anderem ein römischer Siedlungsplatz identifiziert werden.

Punktuelle Surveys in größerer Entfernung von Tell el-Burak erbrachten überraschend positive Ergebnisse. So wurden mehrere Fundplätze des Paläolithikums und Neolithikums entdeckt, darunter Orte im hügeligen Hinterland, an denen Feuerstein gewonnen und zu Werkzeugen verarbeitet wurde. Ebenfalls im Hinterland stießen wir auf einen bis dahin völlig unbekannten Siedlungshügel aus hellenistisch-römischer Zeit, auf dem nicht nur reiches Fundmaterial und Baureste, sondern auch mehrere Felsgräber erstmals dokumentiert werden konnten.

Die Ergebnisse dieser ersten Surveykampagne haben das archäologische Potenzial der Region deutlich erkennen lassen. Wir blicken deshalb voller Zuversicht auf die Fortsetzung des Surveys im Mai 2018.

Kontakt: Dr. Aaron Schmitt (schmiaa@uni-mainz.de)