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Abb. 1: Hafit-Gräber von Al-Ayn

Abb. 2: Bestattungsgrube in Bat mit Grab 156 im Hintergrund.  

Abb. 3: Raum des Hauses III in Al-Zebah mit drei Vorratsgefäßen im Außenbereich.  

Abb. 4: Vollständige Keramikgefäße aus einer Bestattungsgrube in Bat.  
Bat, Al-Zebah und Al-Ayn, Sultanat Oman

Oman, 2010-2015

Die Fundorte Bat und Al-Ayn befinden sich in der Provinz Adh-Dhahirah im Norden des Sultanats Oman und gehören seit 1988 zum UNESCO-Welterbe. Die ersten Ausgrabungen in Bat wurden schon 1972 von einem dänischen Team unter der Leitung von Karen Frifelt vorgenommen. Al-Ayn und Al-Zebah waren zwar durch Surveys bekannt, wurden jedoch zuvor nicht weiter archäologisch untersucht. Ziel der zwischen 2010 und 2015 durchgeführten Ausgrabungen der Universität Tübingen unter der Leitung von Conrad Schmidt war es, neue Informationen zur Nutzung und Funktion der Gräber nebst Bestattungsgruben, dem Siedlungswesen sowie der materiellen Kultur der frühen Bronzezeit in der Region zu gewinnen. Das Projekt wurde in dieser Zeit mehrfach durch Fördermittel der Deutschen Orient-Gesellschaft unterstützt.

Bat, ca. 25 km östlich der modernen Stadt Ibri gelegen, ist durch eine mehrere hundert Gräber zählende Nekropole sowie mindestens sieben monumentale Steingebäude, sogenannte Türme, aus der frühen Bronzezeit gekennzeichnet. Die von einem Team der Universität Tübingen zwischen 2010 und 2015 durchgeführten Ausgrabungen konzentrierten sich auf eine Umm an-Nar-zeitliche (2700–2000 v. Chr.) Grabgruppe im Zentrum der Nekropole mit zugehörigen Bestattungsgruben sowie auf eines der monumentalen Steingebäude, das Gebäude II. Die beiden Gräber 155 und 156 zeigten neben reichen Funden aus der Umm an-Nar-Zeit eine lange Nutzungsgeschichte mit mehreren Nachnutzungen, vor allem in der Samad-Zeit (300 v. Chr. – 300 n. Chr.). In den nahe der Eingänge der Gräber angetroffenen Bestattungsgruben kamen geschlossene Inventare der Umm an-Nar-Zeit zum Vorschein. Außer zahlreichen, oftmals stark fragmentierten Menschenknochen wurden hier eine Reihe vollständiger Keramikgefäße, mehrere hundert Perlen sowie ein Rollsiegel gefunden, welche die weitreichenden Kontakte Bats zu den Anrainern des Persisch-Arabischen Golfs und des Golfs von Oman bezeugen. Eine 2014 von Stefan Giese und Christian Hübner der GGH Solutions in Geosciences GmbH durchgeführte geophysikalische Prospektion in der Nekropole von Bat zeigt die Existenz weiterer solcher Bestattungsgruben in der Nähe Umm an-Nar-zeitlicher Gräber. Das Gebäude II befindet sich südlich der Nekropole von Bat. Seine Außenmauer formt ein unregelmäßiges Oval mit einem Durchmesser von ca. 30 m und ist aus unbearbeiteten Steinen errichtet. Holzkohle aus dem Fundamentgraben der Außenmauer datiert das Gebäude an das Ende der Hafit- oder an den Beginn der Umm an-Nar-Zeit um 2800–2700 v. Chr.. Außerhalb des Gebäudes II konnten mehrere umlaufende Gräben festgestellt werden, die nacheinander bestanden. Sie sind maximal 6 m breit, mehr als 3 m tief und mit harter, brauner Erde gefüllt, die sich in horizontalen Schichten abgelagert hat. Die genaue Funktion der Gräben ist bislang noch unklar. Auf die erste Nutzungsphase des Gebäudes II folgt eine 45–50 cm dicke Schicht homogener, brauner Erde, die einen Hiatus markiert. In diese Auflassungsschicht wurden wahrscheinlich noch in der Umm an-Nar-Zeit zahlreiche Gruben innerhalb und außerhalb des Gebäudes eingetieft. Diese waren mit Steinen gefüllt und förderten zahlreiche Funde zu Tage, darunter Keramikscherben, Kupferobjekte, Mahlsteinfragmente, Steingeräte, Muscheln und Perlen.

Al-Zebah liegt 7 km nordwestlich der Nekropole von Bat und ist mit dieser durch das schmale Tal des Wadi Schwoi’ai verbunden, welches parallel zum Jabal Hauwra verläuft. Die hervorragend erhaltene Siedlung besteht aus großen Häusern mit rechteckigen Räumen und Höfen, welche sich auf einer Fläche von ca. 150 x 200 m verteilen. Sie datiert an das Ende der Umm an-Nar-Zeit zwischen 2200 und 2150 v. Chr., wie durch 14C-Messungen an Holzkohle nachgewiesen wurde. Zwischen 2012 und 2015 wurden drei Hauskomplexe, Gebäude III, Gebäude IV & V und Gebäude VI, von der Universität Tübingen ausgegraben. Wahrscheinlich handelt es sich bei Al-Zebah um einen temporär besiedelten Lagerplatz mobiler Gruppen.

Die Nekropole von Al-Ayn befindet sich 20 km östlich von Bat am Wadi Al-Ayn. Der Hauptteil der Grabgruppe besteht aus 19 gut erhaltenen Gräbern der Hafit-Zeit (3100–2700 v. Chr.). Zwei der Gräber, Grab 6 und Grab 7, wurden in den Jahren 2010 und 2011 untersucht und brachten neben wenigen Hafit-zeitlichen Funden, wie einer Jemdet-Nasr-Keramikscherbe, eindeutige Belege für eine  spätere Nachnutzung, vergleichbar zu Bat. 2014 wurde in Kooperation mit Prof. Dr.-Ing. Heinz Runne von der Hochschule Anhalt in Dessau die gesamte Grabgruppe dreidimensional mit einem Laserscanner sowie zusätzlich photogrammetrisch aufgenommen, um eine vollständige Dokumentation der Architektur zu gewährleisten.

Vorläufige Ergebnisse der Ausgrabungen sind in den folgenden Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft zu finden:

Außerdem:

 

Weitere Informationen: www.archaeoman.de