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Überblick
Die Stadt der Späten Urukzeit: Habuba-Süd
Stadtmauer, Straßen, Häuser
Verwaltungs- und Kultzentrum
Habuba-Tall
Habuba Kabira. Ein Handelszentrum am mittleren Euphrat

Syrien, 1969-1975

Habuba-Tall: Gebäude der Schicht Ost-3, im Hintergrund Expeditionslager und Süddorf.

Die Zitadellensiedlung der Frühen und Mittleren Bronzezeit: Habuba-Tall

Habuba-Tall, ein Hügel von unregelmäßig ovalem Grundriß mit einem Durchmesser von etwa 230 m, barg Siedlungsschutt bis zu einer Höhe von fast 9 m. Die unterste Schicht («Ost-1») gehört nach Ausweis der Keramik in die Späte Uruk-Zeit; die zugehörigen Baustrukturen dürften im Zentrum des Hügels gelegen haben. Die nächstjüngere Schicht gehört bereits der Frühbronzezeit an; sie zeigt eine kleine Siedlung, die durch Brand zugrunde ging. Wie in den folgenden Schichten sind Wohn- und Werkstattbereiche einander benachbart. Die Siedlungsaußenfront diente als Schutzmauer und wurde fortlaufend verstärkt.

Recht interessant ist der Befund, der sich für zwei aufeinanderfolgende Schienten der Frühbronzezeit («Ost-8» und «Ost-9») ergab: In der älteren der beiden Schichten wurde vor einem Tor im Osten ein Brunnenhof errichtet. Dies erinnert an Brunnen im Torbezirk, wie sie - allerdings aus jüngerer Zeit - in Palästina gefunden wurden. In der folgenden Schicht wurde der Hof mit einem nur von außen her zugänglichen Bauwerk geschlossen, das als Tempel gedeutet werden kann. Seine Rückwand deckte sich mit der alten Siedlungsmauer. Man erreichte ihn aus der Richtung des Flußufers über eine aufwärtsführende steingepflasterte Straße. Merkwürdig ist, daß das Gebäude nicht in die Siedlung einbezogen war. Möglicherweise ist es in Zusammenhang mit Prozessionen zu sehen, bei denen Götterbilder zu verschiedenen Orten entlang des Euphrats reisten, wie - allerdings erst aus späterer Zeit - schriftlich belegt ist. Die Siedlung dieser Schicht fand ihr Ende in einer Brand- und Überschwemmungskatastrophe.

In den nächstjüngeren (jedoch immer noch frühbronzezeitlichen) Schichten wurde ein Gebäude gefunden, das wohl -entgegen früheren Annahmen - als Anten-Tempel anzusprechen ist. Der Tempel wurde später immer wieder erneuert. Verkohlte Balken aus seinem Zustand der Schicht «Ost-12» ergaben ein Radiocarbondatum von 2290-2040 v. Chr. Der Anten-Tempel läßt sich bis Schicht «Ost-17» verfolgen, in der kleinteilige Häuser die Kuppe bedecken. Diese Schicht und die folgenden bis hin zur jüngsten mittelbronzezeitlichen Schicht, «Ost-20», waren stark durch Gräber der islamischen Periode gestört.

Wirtschaftliche Grundlagen

Die Kleinfunde aus Habuba-Tall deuten auf ein stein- und metallverarbeitendes Gewerbe. Bemerkenswert sind Gußformen und ein Hort von Bronzegegenständen, darunter Gußkuchen. Am Ort wurden ferner Schmuck und Keramik produziert. Das Keramikrepertoire ist vielfältig. Einzelne Stücke ragen hervor, wie der große Topf mit plastischer und geritzter Verzierung. Ob auch die zahlreichen menschen- und tiergestaltigen Terrakotta-Figurinen hier hergestellt wurden, ist unklar.

Im Gegensatz zu der uruk-zeitlichen Siedlung Habüba-Süd war die spätere, frühbronzezeitliche Siedlung im Tall niemals in einen weitreichenden Handel eingebunden. Ein Fundstück, wie die in der Abbildung rechts gezeigte Tafel mit der Abrollung eines reichsakkadischen Siegels darf nicht als Beleg für einen bis Mesopotamien reichenden Fernhandel gewertet werden, denn das dabei verwendete Siegel mag an Ort und Stelle verfügbar gewesen sein. Daß dies jedenfalls gut möglich ist, zeigt der Fund eines wahrscheinlich aus einer akkadischen Werkstatt stammenden Originalsiegels im nahegelegenen Tall Munbāqa.

Anfangs eine bewehrte Ansammlung von Handwerkergehöften, änderte sich der Charakter der Siedlung im Laufe ihrer Geschichte durch die Dominanz des Tempels hin zu einem Kultzentrum von möglicherweise regionaler Bedeutung.

Freiflächen hinter der Umfassungsmauer dürften dann dem Schutz von Herden gedient haben. Wie die Knochenfunde zeigen, hielten die Bewohner Rinder, Schafe und Ziegen, wobei der Anteil der Rinder im Lauf der Zeit geringer wurde. In der Mittelbronzezeit hatten Schafe und Ziegen die Hauptbedeutung, was als Hinweis auf die Verarmung der Weiden gewertet werden kann. Jagdwild waren unter anderem Onager und Gazellen. Esel sind seit der Frühbronzezeit, Pferde seit der Mittelbronzezeit belegt.
Die Freiflächen innerhalb der Siedlung mögen auch dem lokalen Handel gedient haben, und man kann sich vorstellen, daß in kriegerischen Zeiten Bauern aus der Umgebung sich hierher hinter die schützende Mauer flüchteten.

Zahlreiche Silogruben in den jüngeren Schichten weisen auf eine Vorratshaltung. Ob sich damit die Rolle eines kleinen Herrschaftssitzes verband, wie bislang angenommen wurde, bleibt ungeklärt.
 

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